14.03.2024 Karl Markovics "Atles eines Ängstlichen Mannes"

Fotos: August Puchmann

ATLAS EINES ÄNGSTLICHEN MANNES Karl Markovics liest Christoph Ransmayr - musikalische Begleitung von Matthias Loibner-Drehleier Ein Text, ein Sprecher, ein Musiker.

Karl Markovics verleiht dem wunderbaren „Atlas“ von Christoph Ransmayr seine Stimme, Matthias Loibner kommentiert den Text auf seiner Drehleier in ganz persönlicher Weise. Zusammen ergibt das eine konzertante Lesung der besonderen Art. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals eindringlichere Kurzprosa gelesen zu haben“, erzählt Karl Markovics. „Atlas eines ängstlichen Mannes“ nennt Christoph Ransmayr sein im Jahr 2012 erschienenes Buch, dessen Impressionen den Lesenden auf entlegene Inseln und auf hohe Berge, in bizarre Städte, in den brasilianischen Urwald, ins kleine Österreich oder in die isländische Lavawüste entführen. Der einsame Reisende wagt sich an die äußersten Enden der Welt, dorthin, wo die Grenzen zwischen Natur und Zivilisation verschwimmen, vielleicht auch die zwischen dem Irdischen und dem Göttlichen. Ransmayrs intensive, zeitlos schöne „Atlas“-Texte entfalten einen Sog, dem man sich als Lesender kaum zu entziehen vermag. Die Worte haben ihren ganz eigenen Ton, einen individuellen Klang, und man vermeint beim Lesen bereits eine Erzählerstimme zu hören, eine Stimme aus dem Nichts, aus irgendetwas Höherem. Und so wundert es nicht, dass sich der Film- und Theaterschauspieler Karl Markovics in diesen Text verliebt hat und ihm seine Stimme verleihen möchte. Jede seiner Episoden beginnt er mit dem visionär-pathetischen Ausruf „Ich sah“. Worauf der Erzähler sogleich den Blick auf eine Landschaft, auf einen Menschen, auf ein Tier oder gen Himmel richtet; oft erscheint das zu Erzählende in einem lichthellen Zauber. Als etwas Erhabenes, das beinah eine religiöse Dimension besitzt. So formelhaft wie der Beginn jeder einzelnen Impression, so formal ähnlich ist auch das Ende der Begebenheiten, es entgleitet der Betrachtung, es schwebt davon. Ransmayr beweist, wie bereits in seinen früheren Büchern, dass er ein Meister der Form und eines gewissen Pathos ist. Auch die Zusammenarbeit mit dem international renommierten Drehleierspieler Matthias Loibner kommt hier nicht von ungefähr: in ihm fand er schon in anderen Projekten einen ebenbürtigen Partner am Instrument. Kaum ein anderer versteht es, auf diesem besonderen Instrument Stimmungen und Emotionen hervorzuzaubern, denen das Publikum augenblicklich verfallen muss

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